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AutorenbildAstrid Ziegler

Schnapszahl und Gin Tonic


Mit Geburtstagen ist das so eine Sache. Im Allgemeinen möchte niemand älter werden, doch jeder wünscht sich ein langes Leben.

Ich habe nie einen Hehl daraus gemacht, wie alt ich bin. Weil ich es nicht ganz ernst nehme, weil es mir egal ist, weil es andere Parameter gibt, an denen ich mich orientiere? Und doch steht es da schwarz auf weiß in meinem Ausweis und auf meinem Fb-Profil: Ich erreiche heute ein besonderes Alter. Es ist ein Geburtstag mit Schnapszahl. Im Spätsommer des Jahres und des Lebens, der in der Psychologie krisengebeutelt ist und die Sinnsuche in der Lebensmitte bezeichnet. Wer hat im Leben mit fortschreitendem Alter nicht Phasen der Unsicherheit, des Verlustes an Inspiration oder des Mangels an Motivation erlebt?


Wie gut, dass ich den besonderen Tag, diesen speziell zahlenmystischen unter den Birthdays in London verbringe. Die Briten sind seit jeher unaufgeregt, die Britische Gelassenheit ist hier sprichwörtlich und wohltuend an so einer Weichenstellung Richtung "Midlife Crisis". "Krise, welche Krise?" frage ich mich also in der Hauptstadt Großbritanniens, in der von Krisenstimmung keine Rede ist. Vielmehr pulsiert die Metropole wie eh und je, die Menschen arbeiten, gehen einkaufen und genießen ihren Feierabend. Auf dem Dach unseres Hotels gibt es eine Cocktailbar mit Blick auf die Wolkenkratzer der modernen Skyline. Selbst an Werktagen drängen sich hier die Menschen, um einen Sundowner zu trinken. Schnaps muss es nicht sein, doch meine Bedenken wegen meines Hochprozentigen-Geburtstags würde ich gerne mit einem Gin Tonic hinunterspülen.

Ich wünsche mir, an diesem schönen, warmen Spätsommerabend nochmal die untergehende Sonne auf der Haut zu spüren. Dabei an alle meine Lieben zu denken, vielleicht wie auf dem Begrüßungsschild der Bar angekündigt Engelsgeflüster vernehmen. Wispern sie "Prosit" und "Gesundheit"?

Auf die Krisen, die einen im Leben weiterbringen!


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