Vortrag über die aus Bayern stammende Königin von Ungarn und Besichtigung ihres Geburtsortes
Als ich für ein Seminar zur Geschichte der Siebenbürger Sachsen einen Vortrag über Gisela, die aus Bayern stammende Königin Ungarns, hielt, ahnte ich nicht, dass ich einmal zu ihren Anfängen reisen würde, um wieder über diese bedeutende Herrscherin des Mittelalters zu sprechen.
Dann bekam ich durch Empfehlung von Herrn Gemeinderat Siegfried Schneider eine Anfrage aus Bad Abbach im Rahmen der Barbarafeier, meinen Vortrag über Gisela zu halten.
Wo passt es besser über diese Frau zu sprechen, die als eine der großen Gestalten der bayerischen Geschichte gilt, als an dem Ort im Donautal. In der Burg Abbach, in deren Ruine der “Heinrichsturm” genannte Bergfried noch an Kaiser Heinrich II. erinnert, sollen Gisela und ihr Bruder, gemäß dem bayerischen Chronisten Aventinus, geboren sein.
Auf dem Burghügel von Abbach gab es wohl schon um die Jahrtausendwende eine befestigte Anlage, die in unmittelbarer Nähe von Regensburg gelegen, ein bevorzugter Aufenthaltsort des bayerischen Herzogs gewesen sein dürfte. Im Mittelalter war sie um die 180 Meter lang, durch eine Ringmauer geschützt, ins Innere gelangte man über eine Brücke mit Torturm. Hier also beginnt um das Jahr 985 die Geschichte unserer bayerischen Herzogstochter, von der damals niemand ahnte, dass sie einmal auf der Donau, die unter der Burg vorbei floss, in die pannonische Tiefebene ziehen würde, um Königin der sich damals christianisierenden Stämme der Magyaren zu werden.
Noch Anfang des Jahrhunderts sorgte dieses Reitervolk mit seinen Raubzügen in ganz Europa für Angst und Schrecken.
Hundert Jahre später waren die Ungarn christianisiert, gut integriert im Kreis der europäischen Mächte und hatten mit Gisela eine Königin aus Bayern, die maßgeblich an diesem Ergebnis beteiligt war. Wie es dazu kam, erfahren Sie unter folgendem Link.
In Bad Abbach wurden wir am Nachmittag von Herrn Johann Brinsteiner, dem Vorsitzenden des Heimat- und Kulturvereins Bad Abbach e.V. und Herrn Dr. Georg Köglmeier, Akademischer Oberrat am Lehrstuhl für Bayerische Landesgeschichte der Universität Regensburg, sehr herzlich empfangen. Herr Dr. Köglmeier führte uns durch den an der Donau gelegenen Kurort und durch dessen reiche Geschichte, die bis in die Römerzeit zurückreicht.
Im Bild befinden wir uns an dem Denkmal für Kaiser Heinrich II., das eine Kopie der Heinrichsstatue am Bamberger Dom darstellt. In einer Urkunde von 1007, in der Kaiser Heinrich II. Abbach an das Bistum Bamberg schenkt, ist der heutige Kurort erstmals erwähnt. Das Todesjahr des Kaisers jährte sich im Jahr 2024 zum 1000sten Mal, was im Ort mit zahlreichen Veranstaltungen begangen wurde.
Die Ortsmitte, die rund um die Fußgängerzone “Am Markt” angelegt ist, wird überragt vom Schloßberg, auf dem man im Hintergrund die spektakulärste Sehenswürdigkeit Bad Abbachs sieht, den sogenannten “Heinrichsturm”
Unter der Burg besichtigen wir die beeindruckenden und rätselhaften Felsenkeller, ein verzweigtes Netz von Gewölben. Verbanden geheime Tunnel einst schon die mittelalterliche Burg mit der Außenwelt etwa als Fluchtwege? Oder wurden die geräumigen Kellergewölbe erst angelegt, um das in der Region gebraute Bier kühl zu lagern? Auf jeden Fall werden die Felsenkeller heute als stimmungsvolle Veranstaltungsräume genutzt, für Ausstellungen und Events aller Art.
Nach der fundierten und mit reichem Bildmaterial ergänzten Führung erklimmen wir zum krönenden Abschluss den Burgberg. Von hier hat man einen wunderbaren Blick auf die Häuser von Bad Abbach und auf die Donau, die unterhalb des Ortes vorbeifließt. In der Region befindet sich der einzige Abschnitt der Donau, der von Ost nach West fließt. Hier führen zwei wichtige Radwanderwege entlang, nämlich der deutsche Limes Radweg und der internationale Donauradweg, der sich von der Donauquelle in Donaueschingen bis zu deren Mündung ins Schwarze Meer erstreckt.
Beim Anblick des in der Ferne schimmernden Flusses stelle ich mir vor, wie unsere Vorfahren auf dem Weg ins Banat mit Ulmer Schachteln und Kelheimer Plätten hier unter der Burgruine Abbach vorbei fuhren.
Die Ruinen der Burg und der Bergfried sind heute in einem sehr malerischen Park eingebettet. Gemäß dem bayerischen Geschichtsschreiber Aventinus kamen die Kinder von Herzogs Heinrich dem Zänker hier in der Burg Abbach zur Welt. Dessen gleichnamiger Sohn Heinrich sollte im Jahr 1002 deutscher König und 1014 Kaiser werden und seine Schwester Gisela Königin von Ungarn.
Unter Herzog Ludwig dem Kelheimer erhielt die Burg eine Länge von 180 Meter, war von einer Ringmauer umschlossen, hatte eine Brücke und einen Torturm. Jetzt in der Adventszeit ist es hier besonders schön, denn zahlreiche Lampen und ein beleuchteter Christbaum zieren die Zinnen, so dass der Turm auch nachts weithin sichtbar ist.
Über eine Treppe aus Metall, die sich außen am Heinrichsturm entlang windet, gelangen wir ins Innere des 27 Meter hohen Bergfrieds, wo der Blick sofort von einem prächtigen Gewölbe angezogen wird. In der Mitte des fensterlosen Raums kann man über eine Leiter durch ein Loch in ein weiteres Stockwerk steigen, das identisch aussieht, aber ein einziges Fenster aufweist. Von dort ist dann das Dach mit den Zinnen zu erreichen.
Das Bauwerk birgt so manches Geheimnis. Während die 4,5 Meter dicke Mauer des Heinrichsturms außen rund ist und aus Buckelquadern aus Sandstein und Kalkstein besteht, befinden sich innen auf zwei Stockwerken achteckige Räume, die jeweils von einem Rippengewölbe überspannt sind. Wozu diente diese sakral anmutende Konstruktion, die an eine Krone denken lässt? Sollten es nur zweistöckige Vorräume zur Aussichtsplattform sein oder gab es noch eine andere Nutzung? Der bayerische Herzog Ludwig der Kelheimer, unter dessen Herrschaftszeit der Turm entstand, wollte seine Macht durch den hohen Bergfried weithin sichtbar demonstrieren. Sollte auch das aufwändig gestaltete Innere des Turms ranghohen Besuchern imponieren?
Mir fiel bei diesem Anblick das berühmte Castel del Monte Friedrichs II. ein, der übrigens ein Zeitgenosse des Kelheimers war und das als Achteck wie eine steinerne Krone über Apulien thronte.
Nach dem Abstieg aus dem Bergfried genossen auch wir, wie einst die bayerischen Herzöge, die Aussicht in der hereinbrechenden Dämmerung über den Ort und die Donau. Wir waren zweieinhalb Stunden zu Fuß unterwegs gewesen und mit so großem Feuereifer bei der Sache, dass uns die winterliche Kälte nicht gestört hat.
Vor dem Vortrag am Abend stellte mich Herr Dr. Uli Hiller, der Kassenwart des Heimatvereins Bad Abbach, dem zahlreich erschienenen Publikum vor. Seine Ehefrau, Gerda Eisele Hiller, stammt, wie wir erfuhren, über ihren Vater aus Saderlach im Banat. Unter den Zuhörern beehrten uns auch der Bad Abbacher Marktrat Siegfried Schneider, der Herr Bürgermeister Meny, der Herr Marktrat Dr. Begemann, Dr. Hellmut Beckstein, der Bruder des ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten sowie Prof. Walter Koschmal, der Leiter des Osteuropäums und des Lehrstuhls für Slavistik in Regensburg war.
Die rege Diskussion nach dem Vortrag zeigte nochmal das große Interesse des Publikums an Gisela, die heute in der ungarischen Geschichte eine fixe Größe ist und nach der Entdeckung durch Aventin auch in der bayerischen Historie ihren festen Platz bekam.
Es keimte das Interesse auf, die Stätten ihres Wirkens in Ungarn zu bereisen und die Hoffnung, ungarische Besucher auf den Spuren von Königin Gisela in Bad Abbach zu begrüßen.
Hier der Link zum Vortrag in Bad Abbach “Die bayerische Prinzessin Gisela und Stephan von Ungarn”, der auch für die mittelalterliche Geschichte des Banats, in dem damals das Bistum Csanád gegründet wurde, interessant ist.
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