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AutorenbildPeter Krier

Der grausame Lakl


Ezéchiel de Mélac ließ seine Truppen verwüsten

Bei uns ist ein Lakl ein großgewordener starker Junge, ein Lakl kann auch ein kräftiger Mann, aber auch ein großer Fisch sein. Obwohl unsere Mundart von allen deutschen Dialekten dem Pfälzischen am nächsten steht, ist in der Pfalz der Lakl etwas ganz anderes.

Sucht man nach Ursachen, die unsere Vorfahren vor 250 Jahren oder später veranlassten, ihre Heimat im Westen des Reiches zu verlassen und ins Ungewisse, in eine unkultivierte, unbekannte, fremde Region zu ziehen, werden neben Fürstenunterdrückung, willkürlicher Herrschaft, oft Armut und fast immer die brandschatzenden Einfälle der Franzosen genannt.

Als die Enkel Karls des Großen sein Erbe 843 im Vertrag von Verdun aufteilten, wurde das Frankenreich in drei Herrschaftsbereiche geteilt, in ein westliches Königreich, dem späteren Frankreich, einem mittleren Teil, dem Herzogtum Lothringen und einem östlichen Teil, dem Königsreich Ludwigs des Deutschen. Das Kaiserreich der Franken sollte als Einheit erhalten bleiben, aufgeteilt wurden nur die Herrschaftsbereiche. Doch nach dem Tode Lothars I. folgte schon, nach nur zwölf Jahren, die stückweise Aufteilung des mittleren Reichsteiles zwischen den beiden Königreichen und anderen Herrschaftsbereichen im damaligen Lothringen. Damit war jene Reibungsfläche entstanden, die zu zahllosen Konflikten zwischen dem Römisch-Deutschen Reich und Frankreich führte, mit vielen Kriegen und territorialen Verschiebungen.


Besonders grausam waren die Einfälle der Franzosen in der Regierungszeit Ludwigs des XIV. Der „Sonnenkönig“, wie Ludwig auch genannt wurde, hat Versailles erbauen lassen, Paris neu gestaltet, die Wirtschaft, Kunst und Kultur gefördert. Er hat Frankreich 54 Jahre absolutistisch regiert, „Der Staat bin ich“, soll er gesagt haben. Viele Fürsten und Kleinfürsten versuchten, ihn und seinen Lebensstil nachzuahmen.

Doch dieser Ludwig wird in der Geschichte auch als Mordbrenner vermerkt. Mehrmals ließ Ludwig seine Armee in die westlichen deutschen Länder einfallen, zerstörte und plünderte in der Pfalz, in Baden, im Rheinland, an der Saar und Mosel. Zwischen 1688 und 1697 tobte der sogenannte Pfälzische Erbfolgekrieg. Doch auch später flammten immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen auf. Weite Teile der Bevölkerung in der Pfalz und in Baden überlebten die Kriegshandlungen nicht, Heidelberg wurden gleich zweimal niedergebrannt. Worms, Speyer, Mannheim und viele andere Städte wurden in Schutt und Asche gelegt. „Brennt die Pfalz nieder“ soll Ludwig seinen Soldaten befohlen haben. Städte, Klöster, Häuser, auch das Vieh, Felder und Weinberge wurden vernichtet.

Unter den Anführern dieser Grausamkeiten tat sich besonders Ezéchiel de Mélac hervor, dessen Name die Pfälzer auf Lakl gekürzt haben und darunter einen Gewaltmensch, einen Schlächter verstehen. Erst als durch die Siege Prinz Eugens die Ostgrenze des Reiches gesichert war, konnte sich dieser mit den Franzosen auseinandersetzen und sie zum Frieden zwingen. Grausame Kriege zwischen Deutschland und Frankreich gab es aber immer wieder. Erst nach dem letzten großen Krieg versöhnten sich die beiden Brudervölker und bildeten mit ihrer Versöhnung den Grundstein des vereinten Europas.


Wenn wir heute, 250 Jahre nach der Gründung Billeds, auf die Herkunft der Siedler zurückblicken, stellen wir fest, dass 1774 von den 250 im Grundbuch als Haus- und Grundeigentümer eingetragenen Familien 196, dies sind 78%, aus der Pfalz, aus der Rheinprovinz, aus Baden, Trier, Elsass und Lothringen kamen.

Sie hatten zum Teil selbst noch die Franzoseneinfälle erlebt, die Kunde von den Marodeuren, der Schrecken in der Bevölkerung hielten sich über Generationen und waren mit Antrieb zur Auswanderung ins Banat, mit der Hoffnung, dort in Frieden und Freiheit eine neue Heimat zu finden.


Siedlerhaus im Banat, Aquarell von Stefan Jäger

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